27. April 2020

Montenegro Roadtrip: meine Highlights und Tipps

Aktualisiert am 8. August 2022

Piva Stausee

Wer Balkan hört, denkt zunächst einmal an Kroatien, Kosovo, Serbien, Folklore und die bekannten Balkan-Beats. Vollkommen unterschätzt wird dabei eines der kleinsten und ältesten Länder Europas: Montenegro – definitiv einen Roadtrip wert!

Hier erwartet dich nicht nur der tiefste Canyon Europas und der südlichste Fjord des Kontinents, sondern auch Gletscherseen, schneebedeckte Berge, mediterranes Flair in den Küstenstädten und einer der letzten Urwälder Europas.

Auf kleinstem Raum findest du auf einem Montenegro Roadtrip einfach alles: das Adriatische Meer, Seen, Berge und historische Stätten.

Wenn du das Schöne und Wilde suchst, durch verträumte Orte schlendern, über spektakuläre Panoramastrassen fahren, unberührte Natur und atemberaubende Aussichten in den Bergregionen geniessen sowie im kristallklaren Wasser der Adria baden willst, solltest du dieses kleine Balkanland unbedingt auf deine Bucket-Liste setzen und einen Roadtrip durch Montenegro planen.

In diesem Blogartikel stelle ich dir die Route meines Montenegro Roadtrips mit allen Highlights vor. Sie führt von Podgorica über den Durmitor Nationalpark und der spektakulären Tara Schlucht an die Küste und weiter zum idyllischen Skutarisee und bringt dich somit zu allen Highlights, die es in Montenegro zu sehen gibt. Du kannst dich sozusagen auf die richtige Mischung aus „on the road“, historischen Städten, mediterranem Flair und gigantischer Natur freuen.

Ich habe in diesen Artikel außerdem einige nützliche Tipps für die Planung und Anreise gepackt, sodass du deinen Montenegro Roadtrip perfekt vorbereiten kannst.


Skutarisee Montenegro

Montenegro im Überblick

Allgemeine Informationen

Montenegro liegt an der Adria in Südosteuropa. Der Mini-Staat auf dem Balkan grenzt im Norden an Serbien, im Osten an den Kosovo, im Südosten an Albanien und im Westen an Bosnien-Herzegowina sowie an Kroatien. Mit gut 630.000 Einwohnern ist das Land relativ dünn besiedelt. Neben der insgesamt 300 Kilometer langen Küste besteht der größte Teil des Landes vor allem aus Bergen und beherbergt fünf Nationalparks: Lovćen, Durmitor, Biogradska gora, Skadarsko jezero und Prokletije. Die Studentenstadt Podgorica ist die Hauptstadt, die Landeswährung ist Euro.

Beste Reisezeit für Montenegro

An der Küste herrscht überwiegend mediterranes, im Landesinneren vorwiegend kontinentales Klima, vergleichbar mit Mitteleuropa. Je nach geplanter Aktivität ist die beste Reiszeit zwischen April und Oktober. Zum Baden in der Adria sind die Sommermonate am besten geeignet. Die Sommer sind zumeist warm und trocken mit um die 30 Grad. In den Bergen kann es zu relativ langen Wintern mit Schnee kommen. Zum Wandern sind also am besten die Frühlingsmonate Mai/Juni oder der Frühherbst September/Oktober geeignet.
Doch Achtung: ich bin Ende April gereist und es waren noch einige Passstraßen und Wanderwege in der Bergregion gesperrt.

Anreise: So kommst du nach Montenegro

Mit dem Flugzeug:
Von Deutschland aus (beispielsweise Frankfurt und Berlin) erreichst du in gerade einmal zwei Stunden Flugzeit Montenegros Flughäfen Tivat und Podgorica. Optional kannst du von vielen deutschen Flughäfen auch nach Dubrovnik (Kroatien) fliegen und von hier weiter nach Montenegro mit dem Bus oder Mietwagen reisen. Dubrovnik liegt in unmittelbarer Nähe zur kroatisch-montenegrinischen Grenze. Falls ihr diese Art der Einreise wählt, denkt an die grüne KFZ-Versicherungskarte.

Mit dem Auto:
In Montenegro benötigst du die grüne Versicherungskarte. Ersatzweise kannst du an den Grenzübergängen eine Haftpflichtversicherung für 15 Tage abschließen, mit der Möglichkeit, diese um weitere 15 Tage zu verlängern. Ohne gültige Haftpflichtversicherung wird die Einreise per Pkw nach Montenegro verweigert.

Einreise & Visum

Die Einreise ist für deutsche Staatsangehörige mit Personalausweis (bei einem Aufenthalt von bis zu 30 Tagen oder zur Durchreise) oder mit Reisepass möglich. Alle Dokumente sollten bei der Einreise noch 3 Monate lang gültig sein.
Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise von bis zu 90 Tagen kein Visum.
Bei einem Aufenthalt von mehr als 90 Tagen muss im Land eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden.

Tipp zur Einreise
Wenn du dich, genauso wie ich, über einen Einreisestempel freust, dann nimm deinen Reisepass mit – in Montenegro wird noch fleißig beim Grenze passieren gestempelt.

Mietwagen

Ich liebe die Unabhängigkeit auf Roadtrips. Man ist ungebunden, entscheidet selbst wann und wo man anhalten möchte, kann auch mal Wege abseits der Touristenrouten wählen sowie Land und Leute entdecken. Aus diesen Gründen habe ich mir für meinen Montenegro Roadtrip einen Mietwagen gebucht. Ich habe den Wagen direkt am Flughafen in Podgorica in Empfang genommen und dort auch wieder abgegeben. Für eine Woche habe ich € 146 inklusive aller Kilometer und Versicherungen bezahlt.
Am besten organisierst du dir diesen schon von Deutschland aus.

Info zum Tanken in Montenegro
Tankstellen gibt es in allen Städten und an allen Hauptverkehrswegen. Tanken in Montenegro ist etwas günstiger als in Deutschland und kostet an jeder Tankstelle gleich.

Autofahren in Montenegro

Ist es möglich, als Frau alleine im Auto durch Montenegro zu reisen? Ja!

Hat man sich einmal an den etwas temperamentvolleren Fahrstil der Montenegriner gewöhnt und lässt bei ihren teils waghalsigen Überholmanövern Vorsicht walten, kommt man gut und sicher von A nach B.
Neben der „häufig undisziplinierten Fahrweise der Verkehrsteilnehmer“ warnt das Auswärtige Amt auf seiner Website zudem vor dem teils schlechten Zustand der Straßen und fehlenden Straßenschildern. Letztgenannte Punkte kann ich aus meiner Erfahrung so nicht bestätigen. Der Zustand der Hauptverkehrs- und Nebenstrassen war vollkommen in Ordnung, hier und da war mal ein kleines Schlagloch oder es lag ein paar Feldbrocken auf der Strasse – mit einem vorausschauenden Fahrtstil ist dies allerdings leicht zu meistern. Zudem sei erwähnt, dass viele Straßen momentan mit EU-Förderprogrammen ausgebaut und erneuert werden. Ich habe mich stets sicher gefühlt und kann einen Roadtrip durch Montenegro uneingeschränkt empfehlen.

Eingang zur Panoramastraße P 14 Montenegro

Highlights und Route meines Montenegro Roadtrips

Von Podgorica nach Danilovgrad. Erste Etappe

Als Start- und Endpunkt meines Roadtrips wählte ich Podgorica. Kaum am Flughafen in Montenegro angekommen, fuhr ich mit meinem kleinen Mini-Flitzer in den Sonnenuntergang hinein in Richtung Danilovgrad (circa 30 Fahrtminuten vom Flughafen entfernt), meinem ersten Übernachtungsziel ganz in der Nähe des serbisch-orthodoxen Felsenklosters Ostrog.

Was ich damals jedoch noch nicht wusste – Montenegro gehört noch nicht zur EU: mit meiner deutschen Sim-Card hatte ich in Montenegro kein Internet, die Offline-Karte hatte ich aus Unwissenheit vorab nicht herunter geladen. Ziemlich blindlings lies ich mich also mit GPS-Tracker durch das dünn besiedelte Landesinnere navigieren. Mit mehr Glück als Verstand habe ich schließlich meine erste Bleibe in der hereinbrechenden Dunkelheit erreicht.

Wie das Leben manchmal so spielt, war im Hotel jedoch der Strom ausgefallen, ein Notstromaggregator lief, doch das WLAN funktionierte auch hier nicht. Doch das „Problem“ habe ich gleich am nächsten Morgen gelöst, mir im nächstgelegenen Einkaufszentrum eine lokale Sim-Karte besorgt und mein Roadtrip konnte endlich entspannt beginnen…

Tipp
Besorge dir am besten gleich bei Ankunft im Flughafen eine montenegrinische Prepaid-Karte, um dir teure Roaming-Kosten zu ersparen und unabhängig vom WLAN in den diversen Hotels, Cafés und Restaurants auch unterwegs über Datenvolumen zu verfügen. Oder packe dir ganz „oldschool“ eine Straßenkarte von Montenegro ein. 

Mein Übernachtungstipp: Hotel Sokoline, Danilovgrad

Von Danilovgrad nach Žabljak. Zweite Etappe

Eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Landes sollte das erste Ziel meines Montenegro Roadtrips sein: ein kleines, in eine Felswand hinein gebautes Kloster. Manastir Ostrog eines der bedeutungsvollsten Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche, zu dem Pilger (und Touristen) aus aller Welt strömen. Ich hatte Glück und war gleich am Morgen noch vor dem Frühstück da, als außer mir nur ein paar Pilger das Kloster bevölkerten. Spirituelle Stimmung und ein schöner Ausblick über die Bjelopavlićko-Ebene sind garantiert! 

Zum Erreichen meines Tagesziels Žabljak, einer Kleinstadt im Zentrum des Durmitor-Nationalparks wählte ich die Panorama Route über Plužine, vorbei am grandios türkisblauen Piva Stausee durch den Durmitor-Nationalpark.

Die Einfahrt in die Panorama-Route P14 ist jedoch nicht ganz einfach zu finden: bei Plužine Richtung Staumauer fahrend, zweigt nach dem Überfahren der Brücke eine Straße in das Durmitor-Gebirge ab. Die Einfahrt ist ein in den Berg geschlagener Tunnel, der sich im Tunnel in Kehren steil nach oben windet. Die ersten Kilometer sind abenteuerlich, Kehren in stockdunklen Tunnels wechseln sich mit atemberaubenden Ausblicken auf den Piva-Stausee ab. Unzählige Fotopausen eingerechnet bin ich hier nur sehr langsam voran gekommen. Die Natur hier ist wirklich spektakulär und ich würde dir empfehlen, genügend Zeit einzuplanen.

Um das mächtige Durmitor-Bermassiv aus nächster Nähe bestaunen zu können, plante ich über den Sedlo-Pass nach Žabljak zu gelangen. Doof nur, dass die Winter in Montenegro recht lang sein können und die Straße kurz vor dem Sedlo-Pass – in meinem Fall – Ende April aufgrund von Schneemassen noch gesperrt war. Mir blieb also nichts weiter übrig, als wenige Kilometer vor dem Ziel umzukehren und mit einem riesigen Umweg über die E762 nach Žabljak zu gelangen.

Tipp
Erkundige dich vor Antritt deines Montenegro Roadtrips, ob die Panorama-Route von Pluzine nach Žabljak passierbar ist, um dir diesen unnötigen Umwege zu ersparen.

Doch selbst, wenn ein Teil der Strecke gesperrt sein sollte, empfehle ich dir (ohne, dass du dich selbst einem Risiko aussetzt), einen Teil der Strecke zu fahren. Die Schönheit, Stille und unendliche Weite dieser Panorama-Route solltest du dir nicht entgehen lassen: grüne Wiesen, verschneite Berggipfel, einsame Strassen mit kleinen Hütten verstreut im Nirgendwo und einem Basketballkorb direkt am Strassenrand lassen das Roadtrip-Feeling erst lebendig werden und werden dich genauso in den Bann ziehen wie mich.

Mein Übernachtungstipp: Rooms and Bungalows Sreten Žugić, Žabljak


Mit Bergweh unterwegs im Durmitor-Nationalpark

Žabljak – Tor zum Durmitor-Nationalpark
Wie bereits erwähnt, ist Žabljak der ideale Ausgangspunkt für Touren im Durmitor-Nationalpark. Umgeben von einer wunderschönen Berglandschaft, verfügt der kleine Ort über eine Touristinformation, einen Supermarkt, ein paar kleinere Geschäfte und eine gute Auswahl an Restaurants und preiswerten Unterkünften.


Crno jezero, der Schwarze See
Der idyllische Crno jezero, auf deutsch „Schwarzer See“, ist der größte und einer der bekanntesten der insgesamt 18 Gletscherseen im Durmitor Nationalpark. Nur 3 Kilometer entfernt vom Örtchen Žabljak ist der See einfach zu erreichen: vom Parkplatz für den Crno Jezero (Parkticket € 2, zzgl. € 3 Eintritt für den Durmitor-Nationalpark) führt ein ausgeschilderter Weg in ca. 10-15 Minuten zum Ufer des malerischen Bergsees. Ein 3,5 Kilometer langer Rundweg führt um den Schwarzen See und gleicht bei entsprechender Witterung eher einem gemütlichen Spaziergang.
Da der See recht einfach zu erreichen und eines der beliebtesten Fotomotive in Montenegro ist, zieht dieser Spot entsprechend Touristen und Einheimische gleichermaßen an. Es lohnt also früh da zu sein.


Die atemberaubende Tara-Schlucht
Ohne dass ich vorher wusste, dass nach dem Grand Canyon die Tara Schlucht die zweittiefste Schlucht der Welt und die tiefste Schlucht Europas ist, war dies neben der Piva Schlucht mein absolutes Highlight auf meiner Rundreise durch Montenegro.
Auch wenn der tiefste Punkt nur mit einer Flusstour einsehbar und erreichbar ist, bieten doch einige Aussichtsplätze atemberaubende Blicke auf die sich durch die Schlucht schlängelnde Tara.

Direkt mit dem Auto erreichst du von Žabljak der P5 folgend nach einer halben Stunde die Durdevica-Tara-Brücke. Schon vom Parkplatz aus kannst du einen fantastischen Blick auf die 172 Meter hohe Brücke erhaschen. Empfehlenswert ist auch das Passieren der 365 Meter langen Brücke zu Fuß, um von hier in die tiefe Schlucht zu beiden Seiten zu schauen. Ein perfektes Fotomotiv – wären da nicht die stark befahrene Strasse und die Massen an Touristen, die nicht zu letzt dank Zip-Line, Cafés und Souvenirshops angelockt werden.

Wesentlich ursprünglicher ist da hingegen das 360-Grad-Panorama auf die Schlucht, welches du vom Aussichtsgipfel des 1500 Meter hohen Berges Ćurevac geniessen kannst. Den Gipfel erreichst du ohne große Anstrengungen: von Žabljak kommend, fährst du circa vier Kilometer (teils über Waldwege) in Richtung Tepca bis du einen kleinen Parkplatz inmitten des Nationalparks erreichst. Von hier läufst du circa einen Kilometer bis zum Aussichtspunkt.

Tipp: Auch hier musst du € 3 Eintritt für den Durmitor-Nationalpark zahlen. Wenn du vorab bereits am Schwarzen See warst, kannst du das Ticket hier einfach weiter nutzen. Bewahre das Ticket in jedem Fall gut auf.

Auf einem kleinen Pfad erreichst du nach circa 20 Minuten ein großes „Durmitor“ Schild und kannst von hier oben den fantastischen Ausblick über die sich durch die Schlucht schlängelnde Tara bis hin nach Serbien sowie Bosnien und Herzegowina genießen. Ein perfekter Ort um die beeindruckende Natur und die Weite dieses kleinen Balkanlandes auf dich wirken zu lassen.

Bergsee Suva Lokva
Beeindruckt von der Stille und Weite des Durmitor-Nationalparks entlang der Panoramastraße 14 vom Vortag, habe ich dann noch einmal den Versuch unternommen einen Teil der Straße aus umgekehrter Richtung, also von Žabljak kommend, zu fahren.

Kurz hinter dem Bergsee Suva Lokva war die Straße erneut von Schnee bedeckt und noch nicht passierbar. Doch allein dieser Ort hat mich erneut so fasziniert: ein eisiger Wind fegte über den See, die noch braunen Wiesen und schneebedeckten Berge, die untergehende Sonne lieferte sich mit den dichten Wolken ein einzigartiges Farbspiel und einmal mehr hat mich Montenegros einzigartige Naturlandschaft fasziniert und in seinen Bann gezogen.

Suva Lokva Durmitor Montenegro

Von Žabljak nach Perast. Dritte Etappe

Vor allem in Erinnerung geblieben ist mir die abwechslungsreiche Fahrt auf der R18 von Žabljak zum Mrtvica Canyon. Meine Tour führte mich zunächst durch menschenleere Orte, endlose Weiten und gab grandiose Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft frei. Ab und zu kreuzte eine Kuh meinen Weg. Es waren nicht viele Kilometer, aber ich musste einfach alle paar Minuten anhalten, die frische (Land-) Luft und die idyllische Landschaft in mich aufsaugen. Immer wieder staune ich darüber, wie mich so einsamen Gegenden so in ihren Bann ziehen können.
Vorbei an einem verlassenen Hotel im Wes Anderson Stil fand ich mich bald schon in einem wunderschönen grünen, vom Frühling erwachten Tal wieder und steuerte direkt den Parkplatz für meine atemberaubende Wanderung zum Mrtvica Canyon an.

Mrtvica Canyon

Spektakuläre Wanderung entlang des Mrtvica Canyon
Hunderte Meter hohe Felswände, eine Bogenbrücke aus dem 19. Jahrhundert, in den Fels geschlagene Pfade und schließlich der kleine Abstecher zum Kapija želja, dem Tor der Wünsche machen diese Wanderung durch eine der spektakulärsten Schluchten Montenegros absolut lohnenswert. Es erwartet dich eine Urwaldlandschaft mit satten Grüntönen von Farnen, Moosen und der mal weißen und wilden und dann wieder smaragdgrünen und ruhigen Mrtvica.
Abenteuer garantiert!

Schon gleich zu Beginn der Wanderung erwartet dich ein erstes Highlight: die Danilo Brücke, von der aus sich die Mrtvica Lagunengleich in seiner smaragdgrünen Farbe präsentiert. Der weitere Weg durch den immer dichter werdenden, von Farnen übersäten Urwald führt dich über mehrere abenteuerliche Holzbrücken (teils nur Holzbalken) auf die andere Seite des Flusses, wo du kurze Zeit später das Kapija želja – das Tor der Wünsche erreichst. Die türkisgrüne Farbe des Wassers schimmert durch das natürliche Felsenfenster und verleiht diesem Ort einen ganz magischen, fast schon surrealen Charakter.
Der Weg führt weiter durch mit Moosen und Flechten behangene Bäume und du erreichst schließlich die Mrtvicke Grede, senkrecht in die Schlucht stürzende Wände, in die der Weg von der Armee als Versorgungsweg in die Wand gesprengt wurde.

Tipp: Plane dir für diese circa 15 km lange Wanderung genügend Zeit ein. Der Weg ist anspruchsvoll, verlangt absolute Trittsicherheit und dauert daher länger als auf normal befestigten Wanderwegen. Da ich noch am selben Tag an die Küste fahren wollte, konnte ich den Weg leider nicht komplett gehen und bin am Kapija želja umgekehrt.


Mediterranes Flair in der Bucht von Kotor

Doch was wäre ein Montenegro Roadtrip ohne einen Besuch der unglaublich malerischen Bucht von Kotor? Über den kleinen mediterranen Orten erheben sich steile, schroffe Felswände und die Berge des Lovcen-Nationalparks. Dieses imposante Panorama der fjordähnlichen Landschaft (Norwegen lässt grüßen!) kannst du besonders gut über die Panoramastrasse aus Richtung des Lovcen-Nationalparks genießen.

Von der Aussichtsplattform des Njegoš-Mausoleums kannst du an klaren Tagen gar deinen Blick über die Bucht von Kotor bis zum imposanten Durmitor-Gebirge im Norden, über Cetinje und die Hauptstadt Podgorica bis in Richtung Osten zu den Bergen von Prokletije und über Budva bis zum Skadar-See an die Grenze zu Albanien schweifen lassen. Dieses Highlight blieb mir aufgrund von schneebedeckten Straßen und einer dichten Nebeldecke leider verwehrt.

Bucht von Kotor

Nach einer Vielzahl von Aussichtspunkten und Fotospots gelangst du über eine Serpentinenstrasse direkt ins zumeist stark frequentierte Kotor. Stau ist hier keine Seltenheit.
Hast du es jedoch einmal in das historische Stadtzentrum geschafft und einen Parkplatz gefunden, erwartet dich eine wirklich sehr gepflegte und schöne Altstadt, die allerdings hoffnungslos überlaufen ist – dies nicht zuletzt dank der zahlreichen Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen von Kotor tagtäglich anlegen.
Daher bin ich recht zwiegespalten: ich hatte gar überlegt Kotor ganz links liegen zu lassen, war dann aber doch sehr froh es einen Besuch abgestattet zu haben. Der Ort ist absolut sehenswert, doch stell dich auf eine touristische Hochburg ein.

Tipp: Besuche die Altstadt am besten am frühen Morgen, bevor die ganzen Tagestouristen die Stadt bevölkern.
Da die Wege in der Altstadt zumeist aus Kopfsteinpflaster bestehen, welches sich im Laufe der Zeit ziemlich abgeschliffen hat, zieh dir gutes Schuhwerk an. Flip Flops oder Sandalen sind eher ungeeignet.

Lohnenswert ist in jedem Fall der Aufstieg über gut 1.300 Stufen zur Festung von Kotor, die dir einen grandiosen Blick über die Stadt und die Bucht hinweg ermöglicht. Für den Aufstieg musst du gleich zu Beginn an einem Drehkreuz € 8 entrichten.

Tipp: Der Weg nach oben ist nicht schwierig, du solltest jedoch eine gewisse Grundkondition und Ausdauer mitbringen. Mit vielen kleinen Pausen, in denen du die tolle Aussicht immer wieder aus verschiedenen Perspektiven genießen kannst, ist der circa einstündige Aufstieg jedoch gut zu bewerkstelligen. Beachte, dass es auf dem Weg keine Einkehrmöglichkeit gibt. Nimm dir auf jeden Fall etwas zu trinken mir und zieh’ gutes Schuhwerk an. Du brauchst keine Wanderschuhe, aber mit Flip Flops solltest du den aus Steintreppen, Schotter- und Geröllsteinen bestehenden Weg lieber nicht laufen. Beachte auch, dass man die meiste Zeit – natürlich je nach Tageszeit – wirklich in der prallen Sonne läuft – es kann also sehr heiß werden.

Perast Montenegro

Perast
Der kleine idyllische Ort Perast ist wesentlich ruhiger als das stark frequentierte Kotor, weshalb ich dir empfehle eher hier über Nacht zu bleiben. Über viele kleine Treppen kannst du den jedoch auch tagsüber von vielen Touristen heimgesuchten und verkehrsberuhigten Ort erkunden. Mediterranes Flair macht sich mit den vielen kleinen Fischlokalen, den am Hafen liegenden Fischerbötchen und der entspannten Atmosphäre breit.
Hier empfehle ich auf jeden Fall eine Überfahrt zu den beiden Klosterinseln Sveti Đorđe und Gospa od Škrpjela.

Tipp: Je nach Jahreszeit und Fahrplan solltest du eine der letzten Fahrten nutzen, wenn die Tagestouristen weg sind und man die Insel für sich alleine hat. Ende April endete der Fahrplan allerdings bereits gegen 17 Uhr. Auskunft über den Fahrplan und den Preis erhältst du am besten vor Ort bei einem der Anbieter.

Sveti Đorđe Gospa od Škrpjela Montenegro

Wolkenbrüche und Dauerregen versetzen dieses charmante Örtchen zwar in tolle Lichtstimmungen und ich konnte einige stimmungsvolle Fotos aufnehmen, doch hatte ich leider wenig Möglichkeiten das mediterrane Flair tatsächlich bei einem Kaffee auf einer der vielen Außenterrassen zu genießen.

Mein Übernachtungstipp: Wer in einem kleinen, aber feinen Boutique Hotel mit Blick auf die Altstadt und das Meer nächtigen will, ist im Vila Perast Boutique Hotel bestens aufgehoben.


Entlang der Küste nach Petrovac. Vierte Etappe

Kraftort Sveti Sava
Einer meiner Lieblingsplätze entlang des Küstenstreifens war neben Perast jedoch die kleine Kapelle Sveti Sava in Đenaši oberhalb der Halbinsel Sveti Stefan – einem der bekanntesten Postkartenmotive Montenegros. Da die Zufahrt des einstigen Fischerdorfs auf einem Inselchen vor der Küste nur den zahlungskräftigen Gästen einer Luxus-Hotelkette vorbehalten ist, genieße den Ausblick einfach von hier oben.

Zwar gibt es auch an der Hauptstraße zahlreiche Möglichkeiten kurz anzuhalten und die kleine Insel zu fotografieren, von hier oben ist die Aussicht jedoch noch einmal um einiges schöner und weiter. Ich hatte diesen unglaublichen Ort der Ruhe mit einem grandiosen Ausblick aufs Meer, die Segelboote und die Hotelinsel für mich allein. Ein wunderschöner Ort zum Energie tanken mit Panoramablick

Sveti Stefan Montenegro

Petrovac
Neben Perast ist das kleine und ruhige Dorf Petrovac na moru auch einer der schöneren Orte entlang des Küstenstreifens in Richtung Ulcinj. Ein kleiner Hafen, eine schöne Uferpromenade mit Cafés und Restaurants und eine kleine Zitadelle zieren den Ortskern. Zahlreiche Fischrestaurants laden dazu ein den frisch gefangenen Fisch der Fischer zu genießen.

Vor der Küste von Petrovac liegen zudem zwei kleine Inseln im Meer mit einer auf dem Fels thronenden kleinen Kirche. Bei ruhiger See bieten Einheimische im kleinen Hafen von Petrovac für circa € 20 eine Überfahrt zu Insel an. Ich hatte leider kein Glück – die See war zu unruhig, aber die Überfahrt lohnt sich sicher.

Mein Übernachtungstipp: Medin Apartments BluVista, Petrovac na Moru

Petrovac Insel Montenegro

Von Petrovac über den Skutarisee nach Ulcinj. Fünfte Etappe

Naturparadies Skutarisee
Längst ist der größte See des Balkans, der sich von Montenegro bis nach Albanien erstreckt, kein Geheimtipp mehr. Und doch sollte unbedingt die Ruhe, Unberührtheit und Natürlichkeit dieses Naturreservats erhalten bleiben.

Von Petrovac kommend, kannst du auf der Panoromastraße 16 immer wieder die schönsten Ausblicke auf dieses Naturparadies, welches sich in den schönsten Grün- und Blautönen präsentiert, genießen. Viele kleine und große Hügelketten rahmen diesen von Seerosen übersäten See, der mit seinen 370 Quadratkilometern die Größe des Gardasees erreicht. Über 20 endemische Tier- und Pflanzenarten sind hier beheimatet. Mit dem Kanu oder einem der vielen kleinen Ausflugsboote kannst du den See aus nächster Nähe erleben.

Fährst du die P16 weiter in Richtung Nordwesten, kommst du zur Flussschleife, einem der bekanntesten Fotomotive des Skudarisees und dem idyllisch gelegenen Fischerdorf Karuč, welches ich bei meinem Besuch nur mit ein paar wenigen Anwohnern teilen musste. Auch hier findest du einen absoluten Kraftort zum Energie tanken und kannst den Geist längst vergangener Zeit spüren.

Stari Bar – auf den Spuren längst vergangener Zeiten
Lässt du einmal die skurrilen und abschreckenden Beton- und Industriebauten des neuen Bar hinter dir, erreichst du nach circa vier Kilometern in Richtung des Landesinnern das „alte“ historische Bar – die Ruinenstadt Stari Bar, welche einst von einem Erdbeben fast völlig zerstört wurde und heute zu den kulturhistorisch wertvollsten Stätten Montenegros zählt.

Zweifelsohne ist dieser Ort mit seinen vielen Souvenirshops und süßen Cafés sehr touristisch – du solltest ihn dir jedoch nicht entgehen lassen. Setz dich in eines der Cafés, lass diese historische Stätte einfach mal auf dich wirken und stell dir vor, wie es hier früher zugegangen sein muss. Ich war früh am Morgen da und habe gleich mit Öffnung in einem der kleineren Cafés bei einem Kaffee und frischgepressten Orangensaft die montenegrinische Gastfreundschaft eines so herzigen Kellners genossen.

Folgst du der Straße weiter nach oben, betrittst du durch ein Tor die eigentliche Ruinenstadt. Für € 2 Eintritt kannst du dann durch die zahlreichen interessanten Ruinen wandeln und von der Zitadelle aus eine tolle Aussicht auf die Stadt, die umliegenden Berge und das Aquädukt genießen.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz empfehle ich dir nochmals in eines der sehr einladend hergerichteten Cafés einzukehren. Orientalisch angehauchtes Essen, selbst hergestellter Granatapfelsaft und ein türkischer Kaffee runden diesen absolut lohnenswerten Zwischenstopp ab.

Ulcinj – Schmelztiegel der Kulturen
Der letzter Stopp meines Montenegro Roadtrips war im nur 15 Kilometer von der albanischen Grenze entfernten Ulcinj. Und die Einflüsse des Nachbarlandes waren deutlich zu spüren. Ulcinj verdeutlicht die vielen unterschiedlichen kulturellen Einflüsse die dieses kleine Balkanland prägen – doch um ehrlich zu sein, war dies nicht ganz so mein Fall. Ich empfand die Stadt neben dem schönen historischen Altstadtkern vor allem als laut und schmutzig. Der Strand reicht direkt bis an den Stadtboulevard heran und junge Muslime treffen sich hier vor allem um zu feiern.
Viele andere mochten diesen Melting Pot sehr gern – ich bin wie gesagt, dort nicht so richtig warm geworden.

Mein Übernachtungstipp für Ulcinj: Hotel Pirate Old Town

Küste Ulcinj Montenegro

Reise- und Wanderführer & Straßenkarte für Montenegro

Für deinen Montenegro Roadtrip empfehle ich dir den Reiseführer vom Michael Müller Verlag. Der Reiseführer ist ausführlich, sehr gut recherchiert und enthält viele wertvolle Tipps.
Ich nutze die Michael Müller-Guides sehr gerne und kann sie jedem Individual-Reisenden sehr empfehlen.
Den Michael Müller Reiseführer kannst du hier kaufen:

Für deine Wanderungen im wunderschönen Montenegro empfehle ich dir den Rother Wanderführer Montenegro mit den schönsten Küsten- und Bergwanderungen. Den Rother Wanderführer kannst du hier kaufen: Montenegro: Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. 50 Touren. Mit GPS-Tracks (Rother Wanderführer)

Zur Orientierung unterwegs empfehle ich dir eine Montenegro Straßenkarte mitzunehmen. Die Montenegro-Straßenkarte kannst du hier kaufen: Montenegro, Autokarte 1:150.000, Top 10 Tips, freytag & berndt Auto + Freizeitkarten: Toeristische wegenkaart 1:150 000


Viele Reiselustige zieht es in die Ferne. Doch auch Europa hat einiges zu bieten. Abgesehen von der Bucht von Kotor scheint das kleine Balkanland noch weitestgehend vom Massentourismus verschont zu sein. Gerade in der Nebensaison war es an vielen der beschriebenen Orte noch relativ ruhig. Die Temperaturen reichten Ende April von drei Grad in den Bergen bis zu sommerlichen Temperaturen um die 20 Grad an der Küste. Gerade die Kombination aus Wandern im Hochgebirge, der Besuch historischer Stätten und der Charme der mediterranen Küstenorte machen Montenegro zu einem perfekten Reiseziel für einen einwöchigen Roadtrip für relativ wenig Geld. Sowohl Aktivurlauber als auch Sonnenanbeter und Kulturreisende kommen hier voll auf ihre Kosten.

Hattest du Montenegro als Reiseziel auf dem Schirm? Oder warst du selbst auch schon einmal in Montenegro und kannst ebenfalls Tipps geben?

* Dieser Blogartikel enthält meine persönlichen Empfehlungen in Form von sogenannten Affiliate Links. Wenn du etwas über die Links kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich dadurch am Preis überhaupt nichts. Lieben Dank!

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